INTERESSANTES / FÜR KOLLEGEN

Editorial Rot&Weiss 2-2014

DIE INDUSTRIE UND WIR

Es ist wieder so weit. Demnächst kommt Österreichs Dentalfachwelt unter einem Dach zusammen. Denn Mitte Mai startet die diesjährige Wiener Internationale Dentalschau. Auch heuer werden zahlreiche Aussteller ihre neuesten Produkte und aktuelle technische Errungenschaften vorstellen. Auch heuer werden Besucher durch die Messestände schlendern und sich ein Bild davon machen, wie schnelllebig unsere Branche ist – wie rasant sich Altes weiterentwickelt, oder Neues dazukommt. Produkte, die in einem Jahr dem neuesten Stand der Technik entsprechen, können im Folgejahr längst veraltet sein. Auch so gesehen hat ein Besuch auf der WID etwas durchaus Spannendes.

Die Dentalschau ist aber auch ein guter Anlass, sich ein paar Gedanken über das Verhältnis unserer Berufsgruppe zur Dentalindustrie zu machen. Grundsätzlich brauchen wir sie und umgekehrt. Ohne diese Wechselbeziehung gäbe es in der Dentaltechnik und der Zahnmedizin keinen Fortschritt. Aus der Zahnindustrie kommen die neuen Technologien, die letztlich mitbestimmen, wohin sich unser Beruf bewegt. Bis zu einem gewissen Grad besteht da natürlich die Gefahr von Abhängigkeitsverhältnissen. Und dann werden große Industrie und -Handelsunternehmen verstärkt versuchen, in unser Berufsfeld zu drängen.

Diese Tendenzen haben unmittelbar mit dem Vormarsch digitaler Technologien zu tun. So positiv die Fortschritte in diesem Bereich prinzipiell sein mögen – dieser Konsequenz müssen wir uns bewusst sein. Mit neuen technologischen Möglichkeiten geht leider oft die Annahme einher, jeder könne diese Geräte einfach und ohne großartiges fachliches Vorwissen verwenden. Das ist selbstverständlich falsch. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte, die sie bedienen, sind die fortschrittlichsten Geräte kaum etwas Wert. Wir Zahntechniker verfügen über das Know-How, das nötig ist, um verantwortungsvoll und letztendlich erfolgreich mit neuen Methoden umzugehen. Dafür sind wir bestens ausgebildet und darauf werden wir in der Zahntechnikerausbildung zukünftig noch größeres Augenmerk legen.

Digitale Technologien werden unseren Berufsalltag immer stärker bestimmen. Auch die Zahnärztekammer beschäftigt diese Thematik mittlerweile. So widmete ihr Prof. Dr. Gerwin Arnetzl aktuell einen Artikel in der ÖZZ 1-2/14. Ich möchte nicht auf die Polemik zu unserer erfolgreichen PR-Kampagne am Anfang des Textes eingehen, dafür auf die Punkte, bei denen es Übereinstimmung gibt. Arnetzl schreibt, die „digitale Wirklichkeit erfordert Spezialisten in der zahnärztlichen Ordination, wie auch im zahntechnischen Labor“ und dass Großlabors auch in Zukunft keine Alternative zur engen persönlichen Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und gut spezialisierten zahntechnischen Labors, die sich auf digitale Technologien einlassen, sein können. Dann schließt er mit der treffenden Feststellung: „Wer mit analogen Denkmustern die digitale Welt lenken will – scheitert.“ Genau das betonen wir seit Jahren. Umso besser tut es, solche Töne aus der Zahnärztekammer zu hören. Es wird auch unsere Aufgabe als Zahnlaborbetreiber sein, unseren Partnern, den Zahnärzten, einzuschärfen, was sie an unserer Arbeit haben.

Ja sicher, wir brauchen die Dentalindustrie und die stetige technische Innovation, die sie mit sich bringt. Das heißt aber nicht, dass wir uns aus blindem Fortschrittsglauben allen Neuentwicklungen ergeben müssen. Dass große Industriebetriebe in unseren Beruf drängen, das dürfen wir keinesfalls hinnehmen. Es gibt viele gute und faire Unternehmen in der Zahnindustrie, keine Frage. Wir sollten wohl öfter einmal darüber nachdenken, mit wem wir zusammenarbeiten. Jeder Anbieter ist nur so stark, wie die Nachfrage nach seinen Produkten.